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»Es hatte für mich einen besonderen Reiz, mich mit Kunstwerken, die meinem damaligen Studiengebiet angehörten, zu umgeben.«

(Werner Weisbach, Geist und Gewalt, S. 31)





Sammlung Werner Weisbach


















SAMMLUNG WERNER WEISBACH



Unabhängig von der Frage, ob es sich bei dem unlängst aufgefundenen
Album tatsächlich um ein Teilinventar der Sammlung des Kunsthistorikers
Werner Weisbach (1873-1953) handelt, dokumentieren wir hier – zur Linken –
dessen Sammeln als lebensweltliche Praxis,
und zur Rechten – im sammlungsgeschichtlichen Kontext der Zeit
(Bild: sammlungen.hu-berlin.de; Titel: Pesellino (nicht Teil der Sammlung Weisbach)).

------------------

1891ff.: Studium der Kunstgeschichte in Freiburg, i.B.,
München, Berlin und Leipzig; zeitweise in München lebend;
ab 1896 wieder in Berlin;

1896: WW, Der Meister der Bergmannschen Offizin
und Albrecht Dürers Beziehungen zur Basler Buchillustration
(Dissertation);
WW, Die Basler Buchillustration des 15. Jahrhunderts;

1898/99: Volontär an den Berliner Museen;

1899: Tod des Vaters; WW bewohnt noch zwei Jahre lang das Haus in der
Tiergartenstrasse 4 (Viergutz, Valentin Weisbach, S. 45);
eine Sammlung mit Handzeichnungen und Radierungen geht in den Besitz von WW über;
weitere Kunstwerke (Giovanni da Bologna, Ludwig von Hofmann, Angelika Kauffmann,
›Vermeer‹, Rembrandt) werden unter den drei Geschwistern, Werner, Marie und Susanne,
verteilt (a.a.O., S. 49, 64); David Teniers (d.J.) Wachtstube (siehe unten), sowie Zeichnungen
von Dürer werden den Berliner Museen vermacht (a.a.O., S. 66);



(Bild: deutsche-digitale-bibliothek.de)

das beschreibende Verzeichnis der Werke Rembrandts
(Bode/Hofstede de Groot, Bd. 5, 1897) nennt eine alte Kopie des
Bildnisses von ›Rembrandts Bruder mit einem Medaillon an einer Goldkette‹
im Besitz von WW (Nr. 357);


1901: im Rahmen der von der Münchener Secession ausgerichteten
Ausstellung von Meisterwerken der Renaissance aus Privatbesitz
sind zahlreiche Werke aus dem Besitz von WW zu sehen, unter anderem auch
das Vermeer zugeschriebene Frauenportrait sowie das Interieur mit sitzender Frau und Kind
von Pieter de Hooch (Bilder: Katalog, München 1901);




»Vermeer bemühte sich, das Problem der hellen Tagesbeleuchtung
für das Interieurbild zu verwerten. Rembrandt war in seinen späten Malereien
einer Ausführung des Interieurs meist aus dem Weg gegangen und hatte sich mit
Andeutungen begnügt. Künstler wie Pieter de Hooch und Nicolaes Maes bildeten
unter seinem Einfluss das Interieurbild als selbständiges Gebiet weiter aus und
behielten den goldigen Gesamtton und die Helldunkelstimmung bei. In ihren Räumen
herrscht ein warmes gedämpftes Licht, und auf allem lastet die Schwere der Schatten.«
(WW, Impressionismus, Bd. 1, S. 182)


1902: WW, Francesco Pesellino und die Romantik der Renaissance; Habilitation;

1903: Heirat mit Eva Lepsius (1. März); 1903-21: Privatdozent an der Berliner Universität;
ab 1904 Vorlesungen über impressionistische Malerei;

1904: Geburt der ersten Tochter; Bezug des Hauses in der Margarethenstrasse 19 (LE 2, 31):


»Dem sogenannten Renaissancezimmer, in das ich Decke und Kamin
der italienischen Renaissance, die schon mein Vater besessen, hatte einbauen lassen, war
ausschliesslich antikes Mobiliar zugedacht. Was dafür erforderlich war, hatte ich zum Teil
schon bei der berühmten Versteigerung der Sammlung des Kunsthändlers Bardini […] erstanden
und vervollständigte es später durch Ankäufe bei Aufenthalten in Italien.«


WW richtet sich ausserdem mit Werken des französischen 19. Jahrhunderts
(Degas, Manet, Rodin) sowie mit – teils eigens in Auftrag gegebenen Werken –
zeitgenössischer Künstler ein;
ein Porträt von Eva Weisbach, gemalt von Reinhold Lepsius,
ist ebenfalls Teil der Sammlung (LE 2, 32); in Berlin sieht WW erstmals Werke Van Goghs;

1905: Geburt des Sohns Richard; VG sieht Werke Van Goghs in einer Amsterdamer Ausstellung;

1906: WW, Der junge Dürer; im Hause Weisbach werden ›lebende Bilder‹ gestellt
(LE 2, 35ff.); schwere Erkrankung WWs; zur Erholung verbringen Weisbachs den Winter
1906/07 in Rom, wo WW von Paul Hartwig Antiken erwirbt (LE 2, 49);

1908: WW äussert sich zur Berliner Museumsreform; im Herbst unternimmt WW seine zweite
Spanienreise;

1909: im Frühjahr Bekanntschaft mit Gerhart Hauptmann; anlässlich einer Reise nach
Holland besucht WW auch die Schwägerin Van Goghs (LE 2, 67);

1910: WW, Impressionismus, Ein Problem der Malerei in der
Antike und Neuzeit
, Bd. 1; WW wird (und bleibt bis 1935) Mitglied der Berliner
Mittwochsgesellschaft; Nervenkrise;

1911: WW, Impressionismus, Bd. 2; WW befasst sich fortan nicht mehr mit Gegenwartskunst,
äussert sich später in seinen Memoiren auch abgestossen vom um sich greifenden ›bourgeoisen‹
Sammeln (LE 2, 70)

1912: WW hat an Werner Hegemanns Bemühungen um eine zeitgemässe Stadtplanung im
Grossraum Berlin teil; schwere nervliche Krise, die einen Sanatoriumsaufenthalt nötig macht;
Heinrich Wölfflin gibt seine Berliner Professur zugunsten von München auf (sein Nachfolger
in Berlin wird Adolph Goldschmidt;
WW – vom Berliner Grossstadtleben erschöpft – bemüht sich, indes erfolglos, um eine Professur
in Frankfurt (der negative Bescheid erfolgt 1914); erste Pläne für ein Buch über Rembrandt;

1913: Reise nach Petersburg und Moskau; den Winter verbringt die mittlerweile sechsköpfige
(zwei Söhne und zwei Töchter) Familie Weisbach erneut in Rom; Beschäftigung mit dem
römischen Barock, aber auch mit dem aktuellen Römischen Bebauungsplan; die vormals mögliche
romantische Flucht in die Vergangenheit und aus der Gegenwart erweist sich für WW nun
als Unmöglichkeit;

1914: Restaurierung des Berliner Hauses; Ausbruch des 1. Weltkriegs; im September
Sanatoriumsaufenthalt;

1915: WW wird kurzzeitig für Schanzarbeiten eingezogen, leistet dann aber Dienste in
verschiedenen Büros, unter anderem der Zentralstelle für Auslandsdienst;
wissenschaftliche Arbeit bleibt möglich; WW spricht sich vor Studenten
zugunsten einer Daseinsberechtigung der Kunst (und der Beschäftigung damit) zu jeder Zeit aus;
übersteigerter Nationalismus ist WW fremd; seine französischen Bilder – wie man ihm nahelegt –
hängt er nicht ab (vgl. LE 2, 127);

1916: Gründung der anti-nationalistischen, auf einen Verständigungsfrieden
hoffenden Vereinigung Gleichgesinnter im Haus von WW (14. Juni); Johannes Lepsius,
Schwager von WW, macht auf das Schicksal der Armenier im Osmanischen Reich aufmerksam
(seine Dokumentation Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei wird
am 6. August von der deutschen Zensur verboten; 1916, 1917 und 1918 Urlaube in Oberbayern;

1918: erneute Nervenkrise; Gründung eines kleinen Kreises zur Diskussion geistiger Dinge;
WW empfängt als Kunsthistoriker nun auch Impulse von der Soziologie; mit Alfred (und auch mit
Max) Weber ist er bekannt;

1919: WW, Trionfi;

1920: Vorbereitung des Barock-Buchs; Reise nach Süddeutschland;
fortgeschrittene Zerrüttung der Ehe; Eva Lepsius verlässt das gemeinsame Haus; da Wohnraum
frei wird, sind aufgrund der Wohnungsnot Zwangsmieter einzuquartieren (teilweise hält somit das
Bohèmeleben der Weimarer Republik Einzug in das Haus und existiert neben bzw. über
den repräsentativen Räumen mit den Sammlerstücken des Professors WW);
infolge der Inflation sind Sachwerte wie Kunstwerke gefragt wie nie (vgl. LE 2, 226);

1921: WW, Der Barock als Kunst der Gegenreformation; WW nicht-etatmässiger
ausserordentlicher Professor in Berlin; Scheidung von Eva Lepsius; erstmals nach sieben Jahren
sind wieder Auslandsreisen möglich; WW reist im April nach Prag; hernach nach Wien;

1922: WW, Die italienische Stadt der Renaissance; im Oktober Besuch der repräsentativen
Ausstellung italienischer Barockmalerei in Florenz;
WW hat seinen Schüler Ludwig Schudt als Bibliothekar an die Bibliotheca Hertziana vermittelt;

1923: im Herbst Italienreise; im November heiratet WW seine 24 Jahre jüngere Schülerin
Helene Aschmann;



(Bild: bbci.co.uk ; Exemplar aus der Sammlung Georg Baselitz)

1924: WW, Die Kunst des Barock in Italien, Frankreich,
Deutschland und Spanien
; aus wirtschaftlichen Erwägungen sieht sich WW gezwungen,
sein Haus zu verkaufen; Kamin und Renaissancedecke bleiben zurück; im Zuge der Inflation
muss WW sich auch von einigen Stücken seiner Sammlung trennen: das Berliner
Kupferstichkabinett erwirbt Burgkmairs Chiaroscuro-Holzschnitt des Hl. Georg zu Pferde;
je eine Landschaftszeichnung von Aert van der Neer und Adriaan van de Velde
gehen in die Sammlung von Frits Lugt über (Lugt 1956);




1925: Umzug in ein Mietshaus (Nr. 35) in der Brückenallee; Sanatoriumsaufenthalt; fortgesetzte
familiäre Querelen; Vorbereitung des Rembrandt-Buchs; Reise nach Holland, England und Paris;
Freundschaft mit Robert Witt;

1926: WW, Rembrandt; etatmässiger ausserordentlicher Professor in Berlin;
Colnaghi, London, erwirbt von WW acht Werke von Dürer (Lugt 1956);

1927: Südfrankreichreise; Scheidung von der zweiten Ehefrau, die sich mit Gustav von Allesch
wiederverheiraten wird; Reise in die Schweiz; hernach in Rom; Aufenthalt an der Bibliotheca
Hertziana; WW beginnt, seine Lebenserinnerungen zu schreiben (LE 2, 358);

1929: im Frühjahr grosse Spanienreise; WW, Die Kunst des Barock, 2. Aufl.;

1930: Besuch der Antwerpener Weltausstellung; im Herbst Portugalreise; auf Frankreichreisen
hält WW auch in französischen Kunsthandlungen Umschau (vgl. LE 2, 294);

1931: im Sommersemester hält WW eine kunsthistorische Übung ab, die Stücken seiner
eigenen Sammlung gewidmet ist (ein Teilnehmer ist Willy Fries); Besuch bei der UFA;
Arbeit am Buch über die französische Malerei des 17. Jahrhunderts;

1932: erneuter Romaufenthalt; Reise nach Süditalien; in Neapel Treffen mit Benedetto Croce;
WW, Französische Malerei des 17. Jahrhunderts im Rahmen von Kultur und Gesellschaft;
im April in Basel; Freundschaft mit dem nachmaligen Jacob Burckhardt-Biographen Werner Kaegi,
den WW schon 1931 kennengelernt hat; im September Teilnahme an einer Goethe gewidmeten
›Dekade‹ in der Abbaye de Pontigny;
in der Pariser Bibliothèque Nationale wird – ebenfalls anlässlich des Goethejahrs – auch
das Porträt der Maddalena Riggi von Angelika Kauffmann ausgestellt (Bild siehe unten);

1933: von seiner Berliner Wohnung aus beobachtet WW den Reichstagsbrand; im Frühjahr Reise nach Rom
und hernach Sizilien; Vorlesungsverbot und Zwangspensionierung als ›Nicht-Arier‹;
im Dezember verfasst Marie Hoffmann, Schwester von WW, ihre Erinnerungen (siehe Viergutz,
Valentin Weisbach); im September, auch um Feierlichkeiten anlässlich seines 60. Geburtstags zu entgehen,
macht WW eine Reise nach Frankreich (Normandie, Paris); er wendet sich anderen
kunsthistorischen Epochen zu, so der mittelalterlichen und insbesondere der frühchristlichen Kunst;

1934: am 7. Februar findet eine Sitzung der Mittwochsgesellschaft im Hause von WW statt;
der Gastgeber referiert über Caravaggio; Die Kunst des Barock erscheint in einer spanischen
Übersetzung; WW zieht in Betracht, Deutschland zu verlassen; er zieht sich auf sein geistiges und
schriftstellerisches Leben zurück; im Herbst Italienreise;

1935: am 6. Februar findet erneut eine Sitzung der Mittwochsgesellschaft im Hause von WW statt;
WW spricht über die ästhetische Kultur und die künstlerischen Ziele der bürgerlichen Gesellschaft
des 19. Jahrhunderts; Parisaufenthalt anlässlich der grossen Louvreausstellung französischer Malerei;
Ende Februar wird WWs Gesuch um eine Aufnahme in die Reichsschrifttums-
kammer abgelehnt; Orientreise; Aufenthalt im Hause von Walther Hirth bei Garmisch;
WW entschliesst sich, seinen Wohnsitz nach Basel zu verlegen; nach Baselbesuch im Oktober
im Dezember Emigration nach Basel (Wohnsitznahme in der Bernoullistrasse 10), wo WW fortan als
Privatgelehrter tätig ist; eine Professur bekleidet er nicht (Erwerbsttätigkeit ist Emigranten
nicht gestattet); sein ererbtes Kapital reduziert sich auf einen Rest (1941 wird alles noch in
Deutschland vorhandene Vermögen beschlagnahmt);

1936: schwierige Eingewöhnung in Basel; WW sieht seine Existenz als ein Trümmerfeld an – alles,
familiäre wie berufliche Existenz, ist zerronnen; er entschliesst sich, Emigranten in der Schweiz
eine Stimme zu geben und öffentlich wirksam zu sein; in Basel begegnet WW dem ihm aus Berlin
bekannten Chirurgen Professor Sauerbruch;
im Februar Reise nach London; hernach Parisaufenthalt; Ausflüge in die Basler Region; im Juli
Reise in die Dolomiten, nach Wien und Innsbruck; die Vermögensverwaltung in der Schweiz ist
schwierig;

1937: ein Reisejahr; im April Romaufenthalt; im Oktober Besuch der Pariser Weltausstellung;
Londonaufenthalt; im Oktober zurück in Basel; WW, Geschichtliche Voraussetzungen der Entstehung
einer christlichen Kunst. Ein Vortrag
; WW, »Und alles ist zerstoben«
(zitiert: LE 1; Lebenserinnerungen, Teil 1) erscheint in einer gekürzten Form in Wien;

1938: Wechsel in der Haushaltsführung; Besuch der Basler Fasnacht; Vorbereitung der Londoner
Vorträge;

1939: Gastvorträge in London; Reise nach Zentralfrankreich; Besuch von Cluny; Besuch der Schweizer
Landesausstellung; Urlaub im Wallis; Besuch der Genfer Prado-Ausstellung;

1940: in Anbetracht der Bedrohungslage überführen Schweizer Banken Vermögenswerte in die Innerschweiz;
Evakuierung; Aufenthalt bei Frits Lugt und Ehefrau in Glion bei Montreux; im Mai Rückkehr nach Basel;
von der Münsterplattform aus ist die Beschiessung von Weil und des Tüllinger Hügels zu sehen; das Jahr
1940 bildet den Endpunkt der veröffentlichten Lebenserinnerung von WW;

1940ff.: in den Kriegsjahren Arbeit an der zweibändigen Van Gogh-Monographie;

1944 (5. Januar): der ebenfalls exilierte Kunsthistoriker Adolph Goldschmidt stirbt infolge
eines Gasunglücks in seiner Basler Wohnung;

1949: WW, Vincent van Gogh. Kunst und Schicksal, Teil 1;

1951: WW, Vincent van Gogh, Teil 2;

unbekannter Zeitpunkt: WW lässt in Bern Arbeiten von Schongauer
sowie eine Arbeit von Israhel van Meckenem verkaufen, behält aber bis zum Ende
seines Lebens den Grossteil seiner Sammlung von Stichen, insbesondere
Arbeiten Rembrandts und van Ostades (Lugt 1956);

1953: bei Gutekunst & Klipstein, Bern, werden am 13. und 14.
November – posthum – Arbeiten französischer Künstler aus der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts verauktioniert; Zeichnungen aus der Sammlung
werden im Basler Freundeskreis verkauft (Lugt 1956); über die Galerie
M. Schulthess, Basel, erwirbt das Frankfurter Goethe-Museum das Porträt der
Maddalena Riggi von Angelika Kauffmann (Katalog Goethe-Museum);
ebenfalls über den Kunsthandel gelangt ein Holzkästchen mit Minneszenen
ins Historische Museum Basel (Bild unten rechts: hmb.ch). Den Rest seines
Vermögens vermachte WW dem Werner Weisbach-Fonds der Basler Jacob Burckhardt-Stiftung.




1954: In Bern kommt am 11. März die Sammlung von Rembrandt-Graphiken (sowie Werken
von Lucas van Leyden), die WW der Universität Basel zur freien Verfügung vermacht hatte,
zur Versteigerung (siehe Fehlmann, Kunsthandel, S. 12f.).
Nachdem diese Teilsammlung auch der Kunsthandlung Colnaghi, London, vorgelegen hatte,
deren Angebot zum Kauf jedoch tiefer ausgefallen war als jenes aus Bern,
erwarb Gutekunst & Klipstein, via Eberhard W. Kornfeld, die Pretiosen für 150 000.- Franken
und erzielte einen Gesamterlös von 450 000.- Franken.

1956: WW, Geist und Gewalt [zitiert LE 2; Lebenserinnerungen,
Teil 2];

1957: WW, Stilbegriffe und Stilphänomene.






Die Sammlung Weisbach
im sammlungsgeschichtlichen Kontext:

(oben: Wilhelm von Bode; Bild der Flora-Büste: pinterest.com)




(Bild: nach Viergutz, Valentin Weisbach, S. 70 (Aufnahme um 1895); xhain.info)

Valentin Weisbach (1843-1899), Bankier, Börsenmakler und Philanthrop zu Berlin (seit 1888 aus dem Geschäft zurückgezogen) und Vater von Werner Weisbach, baut im Laufe der 1880er und 1890er Jahre eine Kunstsammung auf, die später, nach seinem Tode, in Hauptteilen an Werner Weisbach übergeht. Motiv des Sammelns ist, dem Sohn zufolge, die Zerstreuung (LE 1, 100).
Lugt (1956) erwähnt auf Vorschlag von Friedrich Lippmann bei Sagert erworbene Arbeiten von bescheidenem Wert (vgl. auch Viergutz, Valentin Weismann, S. 47); sodann italienische Renaissancearbeiten und vor allem Radierungen von Rembrandt sowie eine Dürerzeichnung aus dem holländischen Album. Das Verhältnis zu Wilhelm von Bode ist eng, gemäss Zeugnis des Sohnes, jedoch ambivalent.

1893: Valentin Weisbach erwirbt bei Christie’s Rembrandts Kaltnadelradierung Ephraim Bonus, jüdischer Arzt, sowie im gleichen Jahr die Radierung Die drei Kreuze (Viergutz, Valentin Weisbach, S. 65; 1954 in Bern verauktioniert);






1894ff.: Als Student der Kunstgeschichte in München macht WW Bekanntschaft mit dem Verleger Georg Hirth, dem Sammler Martin Schubart und der Familie Pringsheim (LE 1, 181ff.).

1902 erwirbt WW in London auf der zweiten Versteigerung der Sammlung von Stefano Bardini (Bild unten) Einrichtungsgegenstände für das Renaissancezimmer in der Berliner Margarethenstrasse 19;




Im Winter 1906/07 begegnet WW in Rom der Sammlerin und Mäzenin Henriette Hertz (Bild: biblhertz.it)



1913, anlässlich seiner Russlandreise, erhält WW Einblick in diverse Petersburger Privatsammlungen (Staatsrat Semenow, Graf Orlów Davydów, Graf Paul Stroganow, Gräfin Mussin Puschkin, Fürst Yussupow, Bodán J. Chanénko); in Moskau ist er Gast von Sergei Schtschukin;



1918: in Schondorf Besichtigung der Sammlung von Hofrat Sigmund Rohrer; Umgang mit Otto Ackermann und Bert Grönvolt;

1920: in Verhandlungen mit Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer;

1921: in Wien hat WW Zugang zu den Privatsammlungen Dr. Figler, Benda und von Aupitz; in Holland macht er die Bekanntschaft von Otto Lanz sowie von Frau von Pannwitz;



1922: in Florenz trifft WW den Sammler Charles Loeser;

1925: in London sieht WW diverse Privatsammlungen und erhält auch Zutritt zur königlichen Sammlung in Buckingham Palace;

1933: WW erwähnt seinen Umgang mit dem in Berlin tätigen Schweizer Kunsthändler Charles de Burlet;

1940: WW sieht in Glion bei Montreux den in die Schweiz überführten Restbestand der Sammlung von Frits Lugt (dessen Gemäldesammlung beschlagnahmt worden ist).






Wichtige, ebenfalls beigezogene Literatur:

Manfred Welti, Ohne Frauen geht es nicht: Werner Kaegi (1901–1979), Selbstverlag, Basel 1993;
[Viergutz, Valentin Weisbach] Volker Viergutz, Valentin Weisbach (1843–1899) – Bankier, Börsenmakler und Wohltäter. Marie Hoffmanns Erinnerungen an ihren Vater mit ergänzenden Anmerkungen, in: Berlin in Geschichte und Gegenwart, Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, hrsg. von Klaus Dettmar, 2004, S. 39–80;
[Fehlmann, Kunsthandel] Marc Fehlmann, Eberhard W. Kornfeld und der Kunsthandel in Bern, in: Berner Zeitschrift für Geschichte 73 (2011), S. 3-43


(Picture: harvardmuseums.org;
Rubens, Studie für den Christus der Aufrichtung des Kreuzes;
ehemals Sammlung Weisbach)

(Picture: tunickart.com;
Ruprecht von der Pfalz, Standartenträger;
ehemals Sammlung Weisbach)

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Zuletzt geändert am 23 September 2017 22:46 Uhr
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