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Study Collection






A new building within the cityscape of our site: the virtual Study Collection – a space for works of art to be examinated, described, interpreted. But also a safe haven for works of art that seem to be not appropriately appreciated, or, as in the case of some virtual ›loans‹, stemming from Basel Kunstmuseum, will not be on public display for quite some time (but here).

Hans Beat Wieland:
Silsersee, in the Schalterhalle of Basel Bahnhof SBB





















»Tolstoi sagt, wenn man die Dinge betrachte, um sie zu beschreiben, so sehe man sie nicht,« wird Tolstoi zitiert (nach Šklovskij; nach Stefan Römer).
Für Jahrzehnte habe ich Hans Beat Wielands Gemälde
Silsersee nicht bewusst wahrgenommen, obwohl mir die Schalterhalle von Basel Bahnhof SBB doch wohlvertraut ist. Oder habe ich es doch gesehen? Als Teil einer Atmosphäre wahrgenommen, als Teil eines Raumes, als Teil einer Schalterhalle (die als solche Teil der Atmosphäre von Basel Bahnhof SBB ist)? Und würde ich es nicht mehr sehen, wenn ich nun versuchte, es zu beschreiben?
Bewusst wahrgenommen habe ich das Bild erst von dem Moment an, als mir bekannt geworden war, dass der Maler, Hans Beat Wieland, ein Verwandter des Italienischen Kunstkenners und Senators Giovanni Morelli gewesen ist, der auch Schweizer Wurzeln hatte (und der die Mutter des Malers, seine Cousine, gut gekannt hat). So gut, dass er dem Sohn der Cousine, also dem Maler Hans Beat Wieland, einen Romaufenthalt, zur künstlerischen Vervollkommnung, ermöglichte.
Dies alles spielt hier keine Rolle, wenn wir überlegen, was ein Bild bezweckt, worauf es aus ist, ein Bild, das innerhalb einer Bahnhofsatmosphäre positioniert ist und in einem solchen ›Raum‹, in einer solchen Sphäre, sein Dasein fristet. Und Teil einer Atmosphäre ist bzw. wird.
Es definiert das Bild, sicherlich, ein Ziel. Die reizvolle Landschaft der Oberengadiner Seen. Ein Reiseziel. Und es verweist, für mich persönlich, jetzt auch auf den Schweizer Schriftsteller Gerhard Meier, der die Landschaft des Silsersees als einen Raum seiner persönlichsten Erinnerung beschrieben hat. Gerhard Meier, der sich im Übrigen mit Tolstoi intensivst auch auseinandergesetzt hat. So dass sich hier ein Kreis schliesst. Ein Kreis, der, erneut für mich persönlich, jetzt ein Teil der Bahnhofsatmosphäre, ein Teil der Schalterhalle von Basel Bahnhof SBB ist. (23.10.2014)


Albrecht Dürer (?):
Adoration of the Magi, Kunstmuseum Basel







(Picture: demut-jetzt.blogspot.com; bg picture: DS)
















Die ab 1. November im Kunstmuseum Basel zu sehende und Dürer und seinem Kreis gewidmete Ausstellung, stellt auch Zuschreibungsfragen zur Debatte, aber sicherlich nicht in den Vordergrund. Die hier gezeigte Anbetung der Könige enthält im Original (auf Tannenholz gemalt) ein Detail, das hier gar nicht zu sehen ist (aber möglicherweise einmal zu sehen sein wird). Nämlich ein Schiff, zu sehen im rechten Hintergrund und auf dem Wasser bzw. See (?).
Und wir wollen die Aufmerksamkeit hier auf dieses gar nicht zu sehende Detail lenken (und damit auch auf die Ausstellung), nicht zuletzt deshalb, weil auch in einer Arbeit zu einer letztlich nie erschienenen, aber ebenfalls mit Dürer hypothetisch (seit 1892) assoziierten Basler Terenz-Ausgabe ein Schiff zu sehen (beziehungsweise zeichnerisch angedeutet) ist (und in der Ausstellung ebenfalls zu sehen sein wird).
Die hier gezeigte
Anbetung wird allem Anschein nach bis anhin gar nicht im Zusammenhang mit anderen Anbetungen Dürers, also Arbeiten, die den gleichen Vorwurf realisieren (oder wiederum mit Dürer bloss hypothetisch assoziiert werden), diskutiert. Aber es läge eigentlich nahe, ohne hier eine Lösung der Zuschreibungsfrage anzuvisieren, auch zu fragen, wie der Autor des Gemäldes denn den Vorwurf überhaupt denkt. Und das Gemälde liesse sich als ein treffliches Beispiel heranziehen, um zu illustrieren, dass der Weg zur Zuschreibung eigentlich interessanter ist, als das letztliche Resultat. Denn wir wären eingeladen zu fragen, nicht bloss nach den Figurentypen und nach möglichen äusserlichen Ähnlichkeiten, sondern auch danach, wie der Autor dieses Gemäldes sich das Thema Reise denkt. Und über das Reisen denkt. Denn die beiden Könige zur Rechten, deren Blick gen Himmel gerichtet, wiewohl allem Anschein nach leer ist, scheinen sich (noch oder bereits) in einer anderen Sphäre, in einer anderen Realität zu befinden. Der mit einem ›Türkenhut‹ wohl als Orientale ausgewiese König (der in aparten spitzigen Schuhen geht) erscheint uns gar fast wie ein Reisender, der auf seiner Reise irgendwo ganz anders ist als eben – physisch – auf der Reise (und vielleicht gar noch auf dem Schiff, das der Legende nach allerdings eher das Schiff der Heimkehr sein mag). Vielleicht noch in einem imaginären, inneren Gespräch, sozusagen im Dialog über die Zeiten und Räume hinweg. Und dies ist der Punkt und der Grund, warum mir persönlich das Gemälde ausserordentlich interessant erscheint: weil es die Frage aufwirft, durch welche Realitäten wir uns reisend hindurch bewegen und welche Realitäten sich dabei verknüpfen, überlagern. Zu beobachten täglich in einem Bahnhof oder in einem Zug kurz vor dem Ankommen: wenn Menschen noch in einem Gespräch beisammen und damit anderswo sind. Als an dem Ort, an dem sie gerade ankommen. Oder ankommen werden. (25.10.2014)

Angelo Inganni:
Veduta di Piazza Duomo e coperto dei Figini, Civiche Raccolte Storiche, Palazzo Morando, Milano







(Picture: piccolacriticadarte.wordpress.com; bg picture: DS)













Es schwebt mir vor, nochmals den Roman, den Jugendroman Die schwarzen Brüder zu lesen (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_schwarzen_Brüder), und zwar im Zug zwischen Basel und Mailand zu lesen (trotz verbesserungsbedürftiger Zugverbindungen), und als einen Roman zu lesen, der aus einer trinationalen Kulturgeschichte heraus entstanden ist. Weder lässt sich mit Genauigkeit sagen, wo der 1938 im Manuskript abgeschlossene Roman entstanden ist, noch wo er spielt. Denn spielt er tatsächlich in den Jahren 1838ff. und hauptsächlich in Mailand (das ist die Zeit, in der die italienische Malerei das Motiv der Kaminfeger und der Kaminfegerjungen, um die herum der Roman entwickelt ist, entdeckt; siehe dazu: http://www.seybold.ch/Dietrich/SpazzacaminiInArt)? Oder spielt er nicht gleichermassen in den Jahren 1933ff. und in der Zeit seiner Entstehung? Und wie haben sich die Bedingungen, unter denen der Roman – in der Schweiz als dem Exilland der deutschen Autoren Kurt Kläber/Lisa Tetzner – entstanden ist, auf den Inhalt, auf den Gehalt ausgewirkt?
Angeregt wohl von den Auswanderungshistorien Schweizer Autoren nahm sich allem Anschein nach zunächst erst Tetzner den Stoff vor, den dann ihr Ehemann Kläber, trotz Schreibverbot, übernahm und formte, um den Roman letztlich unter dem Namen seiner Ehefrau, die auch die Vertragsverhandlungen führte, und in der Schweiz veröffentlichen zu dürfen. Die ersten Hörer könnten die jüdischen Flüchtlingskinder gewesen sein, die sich im Sommer 1938 im Tessiner Domizil der beiden Autoren aufgehalten haben.
Und nebenbei bemerkt: Lisa Tetzner war auch in Basel tätig und erteilte am hiesigen Lehrerseminar Unterricht in Sprecherziehung. Was bedeutet: von ihren Auftritten als reisende Märchenerzählerin einmal ganz abgesehen sass Lisa Tetzner beruflich bedingt wöchentlich, und dies wahrscheinlich mehrfach, im Zug. Während Kurt Kläber im Tessin den Haushalt besorgte, als Bauer sich betätigte bzw. den Roman schrieb. Stoff einer Reiseerzählung kann Literaturgeschichte hier, für einmal, sein und eben: trinationale Kulturgeschichte. (5.11.2014)


Giovanni Moriggia:
Kinderdoppelbildnis Johannes und Wilhelm Leonhard Bernoulli (um 1840), Historisches Museum Basel










(Picture: iamachild.wordpress.com; bg picture: DS)














Vincent van Gogh:
Sketch of Le Jardin de Daubigny (detail),
letter of 23 July 1890, 2r




(Source: vangoghletters.org; small pictures: DS, vangoghgallery.com, wikipaintings.org, hiroshima-museum.jp; bg picture: DS)

Paul Tétar van Elven:
Inaugurazione del Parlamento a Palazzo Madama il 2 aprile 1860, Torino, Museo Nazionale del Risorgimento Italiano









(Picture: verdi.passioneperlacultura.it)
























Including (possibly):
a yet undiscovered portrait of Italian connoisseur of art Giovanni Morelli









(Picture: DS/Tétar van Elven)
























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Zuletzt geändert am 02 Juni 2015 13:29 Uhr
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